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Alles zu den Ausstellungen in den fünf Bezirksmuseen und was es sonst noch Spannendes in unseren Museen zu entdecken gibt: Ferienprogramme, Kurse, Handwerkertage und Themenführungen, da ist für jeden etwas dabei: Jahresprogramm Museen 2017

Alle Veranstaltungen der Kultureinrichtungen des Bezirks Schwaben: von klassischen Konzerten bis Kindertheater und Volksmusikabenden, Festen und Bällen, bis zum Trachtenmarkt und dem unverwechselbaren Weihnachtsmarkt in Oberschönenfeld in der Broschüre Kulturveranstaltungen 2017.

Aufgaben, Angebote und alle Neuigkeitender Trachtenkulturberatung: Viele Kursangebote mit Themen wie Korbflechten, Posamentenknöpfe, Handarbeiten, Hemden und Seegrasschuhe: Jahresprogramm der Trachtenkulturberatung 2017.

Die Beratungsstelle für Volksmusik kümmert sich in erster Linie um laienmäßiges, aber auch um professionelles Musizieren, Singen und Tanzen mit Schwerpunkt auf der Region Bayerisch-Schwaben. Fortbildungen, Lehrgänge, Veranstaltungen, vom großen Ball bis zum Kindersingen – alles rund um Musik und Tanz im Jahresprogramm der Volksmusikberatung (1. Halbjahr 2017).

Jahresprogramme und Kulturveranstaltungskalender kann man auch kostenlos bestellen unter Telefon 0821/3101-386 und per Mail.

Foto: Die Leiter der Kulturangebote des Bezirks Schwaben, in der Mitte Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert (Foto: Andreas Lode).

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Stars sollen Lücken überstrahlen https://auxkult.de/2017/01/29/damrau-und-ballettgala/ https://auxkult.de/2017/01/29/damrau-und-ballettgala/#respond Sun, 29 Jan 2017 15:03:45 +0000 https://auxkult.de/?p=2431 Continue reading "Stars sollen Lücken überstrahlen"]]> Diana Damrau und Ballettgala: Das Theater reagiert auf die vielen Ausfälle

Mit dem Martinipark wird’s fürs Stadttheater nichts mehr in dieser Spielzeit. Aber die bald heimatlosen Schauspieler, Tänzer, Techniker wollen arbeiten, sich zeigen – man kann ja nicht sang- und klanglos zumachen.  Also wurde umgedacht am Kennedyplatz – das Stadttheater bietet zum Ende der Intendanz von Juliane Votteler zwei Highlight an, die beim Publikum, das lässt sich problemlos voraussagen, großen Zuspruch finden werden.

Eine große zeitgenössische Oper – das hatte sich Juliane Votteler zum Schluss noch gewünscht. Wie vieler ihrer Wünsche hat sich auch dieser in Luft aufgelöst: Hans Thomallas Oper „Kaspar Hauser“, im vergangenen Jahr in Freiburg uraufgeführt, war für den Martinipark geplant und kann nun nur konzertant gezeigt werden. Regisseur Frank Hilbrich wird trotzdem kommen und versuchen, bei der Aufführung im Textilmuseum (Premiere: 23. April) „etwas von der Sinnlichkeit der geplanten Inszenierung zu vermitteln“ – so Votteler. Auch das Lustspiel „Pension Schöller“ ist vom Martini-Fiasko betroffen. Es wird im Juli „irgendwie“ auf die Bühne kommen – „wie sich’s nennt und wie es aussieht, weiß man noch nicht“,  kündigt die Intendantin etwas sarkastisch an.

Zu tun ist bis dahin noch einiges: Die Proben und die Vorbereitungen sind in vollem Gange für Goethes „Faust“ (Premiere am 4. Februar in der Brechtbühne), für Verdis „Otello“ (vom 19. Februar an im Kongress am Park), und für das Ballett „Carmen Bolero“ (ab 7. April im Kongress am Park). Trotzdem will man die vielen Ausfälle am Theater kompensieren, so gut es geht. Daher ist ein zunächst abgesagter Publikumsmagnet nun wieder aktiviert worden: die Ballettgala. Robert Conns Arbeit und die seiner Compagnie genießen in Augsburg höchstes Renommee. Den „Nussknacker“, so Votteler, „könnten wir noch zehn oder zwanzig Mal spielen, wenn wir die Schwabenhalle zur Verfügung hätten.“ Mit Blick auf die Kondition seiner Tänzer schüttelt Conn da beunruhigt den Kopf, er hat ja auch noch „Carmen Bolero“ vor sich. Trotzdem aber steckt er auch schon tief in den Vorbereitungen „seiner“ Gala.

Internationale Großstars auf der Gästeliste

Sie wird ein Abschied sein – Conn hat zehn Jahre in Augsburg verbracht, mit dem Intendantenwechsel zum Saisonende ist seine Zeit vorüber. Er wird sich und seine Leute nun noch einmal feiern – mit großem Aufgebot: Neben der eigenen Compagnie (sie wird natürlich Ausschnitte ihrer aktuellen Produktionen zeigen) sind internationale Großstars eingeladen. Wer am Ende wirklich kommt, ist noch „im Luft“, wie der Amerikaner gewohnt enthusiastisch in seinem fröhlich-lückenhaften Deutsch verkündet.

Noch nicht ganz aus dem Rennen ist das New Yorker American Ballett Theatre – eine der renommiertesten Ballettcompagnien der Welt mit entsprechend dichtem Terminplan. Gut stehen die Chancen für die Teilnahme von Tänzern des National Ballett of Canada. Ebenso rechnet Conn mit der Teilnahme von Tänzern aus Stuttgart – das Ballett aus Baden-Württemberg zählt ebenfalls zu den weltweit führenden Compagnien. Auch ein Teilnahme Nürnberger Tänzer scheint wahrscheinlich. Und eventuell kommen auch Tänzer des Moskauer Bolschoi Theaters. Das Problem bei Einladungen nach Russland: Sie benötigen den zeitraubenden Umweg über die Politik. Bei allem Eifer gibt sich Conn nur vorsichtig optimistisch: Er freue sich ja schon, wenn wenigstens ein paar der Eingeladenen zusagen würden, ein Drei-Stunden-Programm werde man auf jeden Fall zusammenstellen. Conn und seine Compagnie, so viel steht fest, profitieren ungewollt von der Martini-Park-Misere: Eine Ballettgala zusätzlich zum vollen Programm hätte das Theater unmöglich auf die Beine stellen können.

Probleme mit den Abonnenten

Finanziell ist das Ganze eine Belastung, die das Theater aber halbwegs im Griff zu haben scheint: Der Wegfall anderer Veranstaltungen macht Mittel frei – Mieten, Bühnenbauten etc. fallen ja weg – es fehlen aber auch die Einnahmen aus diesen Projekten. Die Theaterfreunde unterstützen die Gala mit einer „erheblichen Finanzspritze“ (Juliane Votteler) und auch mit persönlichem Einsatz: Sie werden im Rahmen von „Fahrpartnerschaften“ die Gasttänzer chauffieren. Doch der Einsatz von Start und Sternen ist auch eine Reaktion auf den schleichenden Image- und Vertrauensverlust, den das Stadttheater zu verzeichnen hat: Mehr als 600 Abonnenten haben bisher gekündigt – viele, wie Votteler erzählt, mit verständnisvollen Abschiedsbriefen, etliche wohl aber auch aus Frust über ungeklärte Spielstätten, neue, weitere und komplizierte Anfahrtswege und wiederholte Spielplanänderungen.

Diana Damrau kommt mit Nicolas Testé

Doch die Ballettgala ist nur einer von zwei „Sternen, die die große Lücke überstrahlen sollen“, so die Intendantin. Das zweite Highlight ist vor allem eines für die Opernfans: Diana Damrau kommt zu einem Benefizkonzert. Zwar erst am 9. Juli, aber die Tickets zu Preisenzwischen 45 und 95 Euro werden schnell weg sein. „Für Damrau sind das humane Preise“, betont Georg Heckel, Leiter des Augsburger Musiktheaters, und schwärmt sozusagen im höchsten Sopran: „Der Topstar unter den Koloratur-Sop­ra­ni­stin­nen“ komme nach Augsburg – und das, obwohl die Damrau auf der ganzen Welt „gefragt und überbucht“ sei. Kleiner Wermutstropfen für die Augsburger Philharmoniker: Die Probenzeit ist kurz, daher bringt die Sängerin einen Dirigenten mit: Nicht Domonkos Héja wird am Pult stehen, sondern Pavel Baleff, derzeit Chefdirigent der Philharmonie Baden-Baden. Heja sei darüber nicht böse, beteuert Heckel: „Er freut sich und ist mit beim Konzert.“ Das Programm des Abends steht auch schon fest: Es wird französisch-italienisch sein, die Damrau singt Verdi, Meyerbeer, Bellini zusammen mit ihrem Mann, dem Bassbariton Nicolas Testé. Der Erlös des Konzerts geht an die „Eva Luise und Horst Köhler Stiftung“ des Ex-Bundespräsidenten, die sich um Erforschung und Behandlung seltener Krankheiten bemüht, Schirmherr der Veranstaltung ist OB Kurt Gribl.

Zwei „Sterne“ also, die den momentanen und unverschuldeten Durchhänger des Stadttheaters ein bisschen überstrahlen sollen. Stars für Juliane Votteler letzte Spielzeit – die sich aber mit einem anderen, „selbstgemachten“ Projekt verabschieden will: „In Gottes Namen“ findet am 23. – 25. Mai statt. Das Drumherum ist noch geheim.

Ballettgala: Samstag, 27. Mai, abends und Sonntag, 28. Mai, nachmittags (wohl um 14.30 Uhr), die exakten Daten werden sobald als möglich bekanntgegeben. Der Vorverkauf läuft derzeit für Abonnenten, ab 25. Februar für alle.
Benefizkonzert Diana Damrau: Vorverkauf ab 18. Februar, 10 Uhr.

Foto (Frank Heindl): Da schien noch die Sonne aufs Augsburger Theater – derzeit braucht man Stars und Sterne, um die finsteren Zeiten aufzuhellen.

 

 

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Orientierungslos im Stimmengewirr https://auxkult.de/2017/01/26/kommentare/ https://auxkult.de/2017/01/26/kommentare/#respond Thu, 26 Jan 2017 13:51:24 +0000 https://auxkult.de/?p=2424 Continue reading "Orientierungslos im Stimmengewirr"]]> Gigantisch: Neue Musik mit den Philharmonikern

Warum, bitte, hat Neue Musik so wenige Hörer? Warum war der wunderschöne Saal des MAN-Museums am Dienstagabend nur zu einem Drittel besetzt? Wovor habt ihr Angst?

Ich fühle mich nicht dazu berufen, Neue Musik zu erklären. Wer das musiktheoretisch und gebildet durchblicken will, mag sich anderswo informieren. Ich bin Musik-Hörer, und, ja, Leute: Neue Musik zu hören ist für mich immer und immer wieder ein gigantisches Erlebnis, obwohl ich nicht durchgängig verstehe, was die auf der Bühne da tun. Muss man das? Nein! Muss man nicht! Zuhören genügt!

Und mit dieser Einstellung hatte ich wieder mal ein wunderbares, fesselndes, mitreißendes und assoziatives Hörerlebnis – diesmal mit den Augsburger Philharmonikern, dirigiert von Thomas Herzog aus Basel, der den drei Stücken kleine Anleitungen vorwegschickte, wie das bei Neuer Musik oft gemacht wird. „Kommentare“ hieß das Programm, weil das Kind einen Namen haben muss – man hätte auch andere Titel wählen können. Jedenfalls  begann es mit Fiktiven Tänzen von Arnulf Herrmann, einer Komposition von 2008 Und schon das wäre ein guter Einstieg für Hörer gewesen, die dem Genre skeptisch gegenüberstehen: Fiktive Tänze sind so was ähnliches wie „alternative facts“: So, wie Trump aus den echten Fakten seine Wunschfakten konstruiert, so komponiert sich, ein bisschen ums Eck gedacht, Herrmann aus echten Tänzen etwas anderes, das zwar überhaupt nicht mehr tanzbar ist, aber sich ganz entfernt noch nach dem anhört, was es zu sein vorgibt. Ein gerader Groove also, Eins-Zwei-Drei-Vier usw., intensiv vorwärts treibend, aber kein Schwerpunkt mehr oder deren viele – so viele, dass nach wenigen Schritten das Gefühl verloren geht, wo da nun Anfang, wo Ende sein könnte.

Nicht anstrengend, sondern lustig und intelligent

Das zu hören ist eben gerade nicht anstrengend, sondern eher lustig und nebenbei auch ziemlich intelligent. Denn Herrmann komponiert, von einem „geraden Tanz“ ausgehend, der schon alles andere als im Tanz-Sinne gerade ist, ein sich steigernden Durcheinander, das über einen langsamen Satz, einen „kurzen Rausch“ und eine sehr unruhige „Auszeit“ schließlich in einen „schwierigen Tanz“ mündet, für den das Wort „schwierig“ ein sehr euphemistischer Begriff ist – dieser „Tanz“ bringt nicht nur die Zuhörer, sondern auch die Philharmoniker ins Grübeln. Und zum Schmunzeln: Schon bei diesem Stück und auch bei den folgenden sieht man auf der MAN-Bühne hohe Konzentration, aber auch oft amüsiertes, schalkhaftes Lächeln und Lachen bis hin zum unverhohlenes Grinsen. Frage also: Wenn schon die Musiker ihren Spaß haben, warum sollten wir im Publikum immer alles bierernst nehmen!

„AZ für Ensemble“ hieß das nächste Stück, hat nichts mit der ortsansässigen Tageszeitung zu tun und stammt von Mark André. Der Komponist hat den Musikern eine etwas andere Klangsprache verordnet – und ein etwas anderes Instrumentarium dazu. Zu Beginn etwa trommelt die Harfenistin mit den Fingern auf dem Rahmen ihres Instruments, die Geiger müssen manchmal ihre Saiten mit der Kante einer Kreditkarte anschlagen, manches andere, hatte der Dirigent schon angekündigt, würde beim Publikum gar nicht recht ankommen, weil es „an der Grenze des Wahrnehmbaren“ angesiedelt sei. Wahrnehmbar war aber doch, zum Beispiel, ein Knacken, Klacken und Knarzen, das an das Anfahren einer sehr alten, sehr rostigen Maschine denken ließ. Ein andermal tickte vernehmbar eine Uhr, und ein sehr perkussives Zwischenstück war geradezu herzerfrischend lebendig-fröhlich. Mittendrin durften die Bläser auch intensiv in und durch ihre Instrumente blasen, ohne dabei Töne zu erzeugen. Und der Schluss glich dann einem großen, entspannten Ausatmen.

Startender Jet, hoher Seegang, ein bisschen Debussy

Dann das letzte Stück, der „Brocken des Abends“, wie Thomas Herzog ankündigte, eine „komplexe Aufstellung“, eine „großstädtische Sinfonie“: Tristan Murails „Légendes urbaines“ von 2006 als deutsche Uraufführung. Was der Komponist ursprünglich beschreibt, sind ganz konkrete Orte in New York. Seine Reise durch die Metropole orientiert sich formal an Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ – wie dort repräsentiert auch bei Murail ein „Promenade“ genanntes Zwischenstück, das immer ähnlich klingt, die Bewegung von einem zum nächsten Ort. Dass man dabei an New York denkt, ist nicht notwendig – ohnehin verliert man sehr schnell die Orientierung, an welcher Stelle der – auf großen Holzplatten vor den Musikern ausgebreiteten –Partitur wir uns gerade befinden. Bei Murail klingt das anfangs wie ein startender Düsenjet, mal hat man das Gefühl, bei hohem Seegang auf einem Schiff zu weilen – und dann hört man aus den Klangfarben ein ganz kleines bisschen Debussy heraus.

Wir sind umzingelt und baden im Sound der Großstadt

Das alles sind natürlich meine ganz privaten Assoziationen – jeder Hörer wird da seine eigenen Zugänge finden, und das ist ja das Schöne auch an völlig „normaler“ Musik. Mit dem Unterschied, das hier, bei der „Neuen Musik“, das Spektrum viel breiter ist: Sehr oft hat man gar keine Ahnung, wie das Orchester diesen oder jenen Klang erzeugt. Und vor allem ist die Komposition nicht an Melodie und Rhythmus im herkömmlichen Sinne gebunden. Man kann aber hören, dass einen die Bässe von vorne beinahe umblasen, während die Ohren gleichzeitig auch noch von hinten und von oben in die Zange genommen werden: Hinten oben sind nämlich ein paar Blechbläser auf der Galerie positioniert – wir sind umzingelt, ergeben uns dem Klang, baden im gigantischen Sound der Großstadt, verlieren die Orientierung im Straßen- und Stimmengewirr und versinken ganz in der „Neuen Musik“. Leute, warum geht ihr da nicht alle hin? Oder wenigstens ein paar mehr von euch!

Ich habe keines der am Mittwoch gespielten Stücke auf YouTube gefunden. Aber von allen drei Komponisten gibt es dort eine größere Auswahl von Stücken zu hören. Das ergibt dann kein Livekonzert der Augsburger Philharmoniker, aber einen Eindruck schon.

Foto: MAN-Museum (Frank Heindl).

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Weihnachten – verspielt und undogmatisch https://auxkult.de/2016/12/06/progetto-seicento/ https://auxkult.de/2016/12/06/progetto-seicento/#respond Tue, 06 Dec 2016 19:51:04 +0000 https://auxkult.de/?p=2257 Continue reading "Weihnachten – verspielt und undogmatisch"]]> Progetto Seicento am 17.12. im Rokokosaal

 Wer sich fragt, wie die britische Band „Coldplay“ zum Nürnberger Barock-Komponisten Johann Pachelbel (1653-1706) passt und was der Police- und Solo-Barde Sting mit Benedetto Marcello (auch Barock, 1686-1739) zu tun hat, der muss nicht länger grübeln. Und auch wer das Gefühl hat, dass ihm oder ihr Weihnachten schon jetzt allmählich auf die Nerven geht, darf aufatmen: Barock und Rock kann so gut zusammenpassen wie Sting und Marcello, und wenn Weihnachten auf Stilmix und gleichzeitig hohe Kunst trifft, dann darf „das Fest“ Spaß machen. Jedenfalls darf davon ausgehen, wer sich am Samstag, 17.12. „Progetto Seicento“ anhört.

„Mit einzigartiger Experimentierfreude“, so heißt es auf dem Veranstaltungs-Flyer, verbinde Progetto Seicento die Musik des 17. Jahrhunderts, des „Seicento“, mit heutiger Musik, „interpretiert diese leidenschaftlich und bringt dabei in eigenen Arrangements Historisches wie Zeitgenössisches gleichermaßen verspielt und undogmatisch zusammen. Die fünf Augsburger Musiker sind allesamt gefragte hochkarätige Könner ihres Fachs.“ Die Erfahrungspalette der Progetto-Musiker reicht dabei von der Alten Musik bis zur Filmmusik, von Improvisation bis Pop, von der Avantgarde bis zum klassischen sinfonischen Repertoire. Es wird, da bin ich mir ziemlich sicher, ein ziemlich „anderes“ Weihnachtskonzert am Samstag, 17.12. um 20 Uhr im Rokokosaal der Regierung von Schwaben (Fronhof 10).

Progetto Seicento sind: Iris Lichtinger: vocals & flauto dolce (hier ein Portrait, das ich 2015 geschrieben habe); Mehmet Ali Yücel: viola; Sebastian Hausl: percussion & vibes; Juri Kannheiser, cello; Wolfram Oettl, cembalo.

Eintrittspreise: 17 Euro, erm. 12 Euro
Tickets bei der Tourist-Info am Rathausplatz Augsburg Telefonische Reservierung: (0821) 50207-0
Reservierung per Mail: tourismus@regio-augsburg.de oder info@progettoseicento.com.

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Klavierdesigner gesucht https://auxkult.de/2016/12/02/klavierdesigner-gesucht/ https://auxkult.de/2016/12/02/klavierdesigner-gesucht/#respond Fri, 02 Dec 2016 11:28:51 +0000 https://auxkult.de/?p=2226 Continue reading "Klavierdesigner gesucht"]]> „Play me – I’m yours“ stellt in der Stadt zehn Klaviere auf

Es ist noch eine Weile hin: Vom 7. bis 27. Mai 2017 kommt die Aktion „Play me, I’m Yours“ nach Augsburg (zuvor fand sie beispeilsweise schon in New York, Paris und München statt). Dafür werden zehn frei zugängliche Klaviere auf öffentlichen Plätzen aufgstellt – zum Musizieren für jedermann, mit den Passanten als Publikum. Streetpiano soll zusätzlich mit einzigartigen Design überraschen – und für die Gestaltung sucht die Stadt ab sofort Künstler, Designer, Handwerker, Schüler, Studenten und Kreative. Mitmachen kann jeder, der in Augsburg und Umgebung wohnt, arbeitet, studiert oder zur Schule geht. Jede Art der Gestaltung ist möglich – das Klavier muss nur bespielbar bleiben, für die benötigten Materialien gibt es 300 Euro Zuschuss. Wer eine Idee hat, kann sich bis 31. Januar 2017 bewerben. Gemeinsam mit einer Skizze der Idee schicken Bewerber das ausgefüllte Formular an den Veranstaltungsbeauftragten der Stadt Augsburg Stefan Sieber (stefan.sieber@augsburg.de / Stefan Sieber, Medien- und Kommunikationsamt, Rathausplatz 1, 86150 Augsburg). Das Anmeldeformular und alles weitere gibt es auf www.augsburg.de/pmiy.

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Konstantin Wecker bei der Langen Brechtnacht https://auxkult.de/2016/12/02/brecht-und-wecker/ https://auxkult.de/2016/12/02/brecht-und-wecker/#respond Fri, 02 Dec 2016 10:58:57 +0000 https://auxkult.de/?p=2223 Continue reading "Konstantin Wecker bei der Langen Brechtnacht"]]> Vorverkauf online ab 6. Dezember

Die Lange Brechtnacht am 4. März 2017 im Rahmen des Brechtfestivals beginnt mit einem außergewöhnlichen Konzert: Im Scheibenglasbehälter präsentiert Liedermacher Konstantin Wecker mit seinem Trio ein eigens für diesen Anlass erstelltes Programm, das sich auch mit Texten von Brecht beschäftigt und diese in Bezug zu eigenen Arbeiten setzt.

„Poesie und Musik können vielleicht die Welt nicht verändern, aber sie können denen Mut machen, die sie verändern wollen“, so der bekennende Brecht-Fan Wecker, der sich seit über 40 Jahren für eine Welt ohne Waffen und Grenzen einsetzt. An seiner Seite sind  zwei kongeniale Mitstreiter zu erleben: Am Klavier sein langjähriger Bühnenpartner und Alter Ego am Klavier Jo Barnikel sowie die Cellistin Fany Kammerlander. Der vorgezogene Vorverkauf für dieses Konzert beginnt am 6. Dezember, die Tickets kosten 45 Euro (35 Euro ermäßigt). Das Ticket berechtigt gleichzeitig zum Einlass zu allen Veranstaltungen der Langen Brechtnacht. Der reguläre Vorverkauf für das Brechtfestival beginnt erst am 23. Januar.

Tickets für 45 € / erm. 35 € ab 6.12. 2016 unter www.brechtfestival.de oder www.reservix.de  (mit print@home Funktion).

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Mehr als Musik https://auxkult.de/2016/11/30/stevereich/ https://auxkult.de/2016/11/30/stevereich/#respond Wed, 30 Nov 2016 17:22:24 +0000 https://auxkult.de/?p=2191 Continue reading "Mehr als Musik"]]> Steve Reichs Schlüsselwerk „Music for 18 Musicians“ wurde im tim zum multimedialen Kunstwerk

Neue Musik war am vergangenen Samstag groß angesagt:  Gleichzeitig mit dem vormittäglichen Messiaen-Kammerkonzert gab es im Textilmuseum die erste Aufführung von Steve Reichs „Music for 18 Musicians.“ Dieses Konzert wurde glücklicherweise am Abend wiederholt – und zwar nicht nur einfach nochmal gespielt, sondern beim zweiten Mal mit Tanz und Visuals angereichert. Ich war zunächst skeptisch, dann aber begeistert – weil die Qualität des Dargebotenen dreifachberauschend war.

Steve Reichs 80. Geburtstag wurde im Textilmuseum mit Musik, Tanz und Visuals großartig begangen (©Jay Blakesberg).

 

18  Musiker seien knapp bemessen, erfuhr man bei der Einführung durch Wolfram Winkel – in dieser Besetzung müssten Musiker zwischen Marimbaphon und Flügel wechseln und dabei nicht nur ein anderes Instrument, sondern auch komplett entgegengesetzte Rhythmen spielen, weshalb im tim also 19 Musiker auf der Bühne standen. Ein weiterer Künstler Anwesender spielte die Visuals live auf drei Leinwänden ein, dazu kamen dann noch Tänzer von zwei Augsburger Tanzschulen.

Anfangs sah man wenig: Sparsam wurde die Bühne nur von der Notenpult-Beleuchtung erhellt. Mit Beginn der Musik schuf das die Atmosphäre eines Rituals – sich sanft im Takt wiegende Sängerinnen, ein Cellist, der wild den Kopf im Achtel-Rhythmus schaukelte – und nach ein paar Minuten dann auch die von der Komposition erzeugte Stimmung meditativer Aufgewühltheit, die Reichs Musik so einzigartig macht: Minutenlang sich wiederholende, komplexe rhythmische Strukturen, die auf minutenlang gleich bleibenden harmonischen Strukturen ruhen – Ruhe und Bewegung gleichzeitig also und daraus resultierend das Gefühl von Strömung, von Wellenbewegungen, der Eindruck eines mächtigen Auf und Ab von enormer Kraft. Es musizieren vier Sängerinnen, Cello, Geige, Klarinetten, vier (!) Flügel, Marimbaphone und Percussionsinstrumente, und sie schaffen einen Assoziationsrahmen ohnegleichen.

Marice Ravel, Mike Oldfield, Philip Glass und David Bowie

„Hilfe, ein Verrückter!“, soll eine Zuhörerin gerufen haben, als Maurice Ravels „Bolero“ 1928 uraufgeführt wurde. Ein Erfolg wurde das Stück trotzdem, aber seine suggestive Wirkung auf ein unvorbereitetes Publikum muss damals enorm und eben auch verstörend gewesen sein. Steve Reich setzt deutlich intensiver als damals Ravel auf dynamische Elemente, die Lautstärke schwillt nicht nur an, sondern auch wieder ab – und zwar in manchen Instrumentengruppen über sehr lange Zeiträume, in anderen in kurzen Takten. An solche Methoden haben wir uns gewöhnt, unsere Rezeption hat sich angepasst – zum heutigen Erfahrungsspektrum gehört beispielsweise Mike Oldfiels Album „Tubular Bells“ von 1973 ebenso wie Godfrey Reggios Experimentalfilm „Koyaanisqatsi“ von 1982 mit der Musik von Philip Glass. Die „Music for 18 Musicians“ gilt nicht umsonst als „Neunte Sinfonie“ und „Schlüsselwerk“ der Minimal Music“. Gleichzeitig ist das Werk aber auch verwurzelt in tiefer liegenden Schichten: Ich habe in meiner Konzert-Ankündigung auf David Bowies Diktum verwiesen, es handle sich um „balinesische Gamelan-Musik, verkleidet als Minimalismus.“ Das ist nicht besonders spitzfindig, sondern sehr naheliegend, wenn man auch nur ein Mal Gamelanmusik gehört hat. Und doch ist auch dieser Aspekt bemerkenswert – das Werk wurde 1976 uraufgeführt, als der World Music-Trend noch kaum zu spüren war, und der balinesische Sound ist keineswegs vordergründig oder gar aufdringlich.

Tanz und Visuals erweitern die Musik zu noch mehr Kunst

Ich war anfangs und auch noch mitten im Stück sehr skeptisch, was die Verknüpfung von Reichs Musik mit Tanz und Visuals anbelangt. Von MehrMusik-Macherin Ute Legner stammt die Idee, und sie führt zunächst und ohne Zweifel zu einem Mangel an Konzentration für die Musik. Denn auf drei hinter den Musikern aufgehängten Leinwänden malt Zack Marlow-McCarthy vom Augsburger Lab Binaer live seine computergesteuerten Grafiken an die Wand, deren Wirkung man sich kaum entziehen kann und die die Assoziation oft in ganz andere Richtungen lenken. Strahlenbündel, die sich scheinbar nach vorne bewegen und dabei dreidimensional erscheinen, Licht-Geäst, das sich im Davonschweben und Kleinerwerden und in Reaktion auf das An- und Abschwellen der Musik zu glitzernden Weihnachtsbäumen verdichtet…

Und dann auch noch die Tanz-Beigaben: Zunächst eine Tänzerin, deren weite, offene Bewegungen sich, angelehnt an die Entwicklung der Musik, allmählich mehr und mehr verengen und schließlich zum Stillstand kommen. Später ein Paar, das die Musik auf faszinierende Weise aufnimmt: sie schreiten in „Wellenbewegungen“, die aufgehalten und akzentuiert werden durch kleine, unerwartete „Hüpfer“, die ebenfalls die Musik widerspiegeln. Wunderbar – und an dieser Stelle wechselte meine Skepsis zu Begeisterung -, wie die Bewegungen des Paares sich allmählich zur Zeitlupe verlangsamen; sehr gut mitgedacht auch, dass der Tanz oft der Musik ein kurzes Metrum lang Vorlauf lässt und dann auf die Veränderungen reagiert. Das war nicht nur schön anzuschauen, sondern rang Reichs Musik, die mitunter auch hermetisch und geschlossen wirken kann, neue Möglichkeiten und Wirkungen ab, öffnete sie für noch mehr Kunst. Und machte so aus Ute Legners MehrMusik-Devise diesmal auch ein Mehr als Musik.

Nachsatz:
Man kann die Music for 18 Musicians problemlos im Netz hören, ebenso Philip Glass‘ Koyaanisqatsi-Musik, auch der Film steht ungekürzt und downloadbar im Netz. Die urheberrechtliche Problematik ist aber so diffus, dass ich darauf verzichte, diese Möglichkeiten hier zu verlinken.

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Himmlisch, nicht schräg https://auxkult.de/2016/11/30/messian/ https://auxkult.de/2016/11/30/messian/#respond Wed, 30 Nov 2016 14:43:44 +0000 https://auxkult.de/?p=2184 Continue reading "Himmlisch, nicht schräg"]]> Kammerkonzert mit Olivier Messiaen

Harmonischer Blütenstaub? Bebende Tropfen im Regenbogen? Und daran vorüberziehende Vögel? Der Pianist Piotr Kaczmarczyk hatte schon ein bisschen recht, als er in der Einführung zu Olivier Messiaens „Quartett für das Ende der Zeit“ erst mal den Skeptiker mimte: „Schräge Musik, irgendwie seltsam.“ Was dann beim 1. Kammerkonzert der Augsburger Philharmoniker gespielt wurde, war eher himmlisch.

Die kammermusikalische Sonntags-Matinee mit Neuer Musik mag Traditionalisten abgeschreckt haben – gut besucht war das MAN-Museum trotzdem. Und Kaczmarczyks „Warnung“ war ja auch nicht ernst gemeint. Dank  der vom Komponisten mitgelieferten Interpretationshilfen ist der „Quatuor pour la fin du temps“ von 1941 auch gar nicht so schwer zu verstehen: Ein hoch katholisches Stück, das primär – und obwohl in einem deutschen Gefangenenlager geschrieben und uraufgeführt – mit dem „Ende der Zeit“ nicht etwa die Apokalypse des Hitlerkrieges oder die Martyrien der KZ-Opfer beschreiben will, sondern, ganz „harmlos“, jenes biblisch prophezeite Zeitenende, an dem der Engel des Herrn das „Aufsteigen des Menschen zu seinem Gott“ verkündet, weshalb der letzte Satz ein Lobgesang ist, der, so Messiaen weiter, „ganz und gar Liebe“ sei.

Mächtige Töne absoluter Gewalt

Messian hat diese fromme Vision mit persönlichen Vorlieben angereichert – seiner Liebe zu Vögeln etwa oder seinem Interesse an indischer Musik und Zahlensymbolik. So kommt es, dass im Stück komplexe 10er-Metren ebenso zu hören sind wie die musikalische Umsetzung von Vogelgesang. Doch das ist viel zu theoretisch gedacht, denn was Messiaens Musik und die Augsburger Musiker tatsächlich boten, war weit weniger profan als solche Überlegungen. Dass Messiaen sich seinen Gott eher alttestamentarisch vorstellt, zeigte schon das erste Auftauchen des Verkünder-Engels im zweiten Satz: Das Ende der Zeit kündigt sich nicht mit freudigen, sondern mit mächtigen Klaviertönen an, mit der Demonstration von absoluter Gewalt, ausgedrückt mithilfe clusterähnlicher Haromonik. Der Komponist scheint vom Zuhörer dialektisches Denken zu fordern: Den Sinn dieser Erlösung im Schrecken nämlich demonstriert erst der folgende Satz. Bettina Aust ließ mithilfe ihrer Klarinette Messiaensche Vögel aus dem Nichts auftauchen, leise hauchen, verzagt zunächst und nur verhalten zum Jubel sich aufschwingen – und dann melancholisch, traurig, depressiv verlangsamt wieder im tiefen Abgrund jener Zeit versinken, die nun deutlich als ein Zustand geschildert war, dessen Beendigung Glück verheißen muss. Im folgenden Scherzo-Satz wagt Messiaen einen tanzartigen Ausbruch – fast ein Witz, ein sarkastischer Kommentar zum Vorangegangenen – , während der fünfte Satz dann liedartig melodiös und unbegreiflich „schön“ daherkommt – interpretierbar vielleicht als das völlig dem Intellekt Verschlossene, das der Glaube an die Erlösung erfordert.

Zwischenapplaus leider nicht möglich

Nach fünf Sätzen hatte man schon manche Gelegenheit vorübergehen lassen, die man spontan gerne zum begeisterten Zwischenapplaus genutzt hätte – sowas gehört sich aber bei der Kammermusik nicht, man muss damit aufs nächste Jazzkonzert warten. Und das musste man sich weiterhin verkneifen: Auch Inker Dwars‘ Cellospiel, beispielsweise im sechsten Satz gefordert beim rhythmischen, schnellen Unisono im Quartett, durfte man erst am Ende beklatschen. Besser ging das mit der Geige: Geeta Abad durfte ihr Instrument im Schlusssatz so langsam und schön „zu extremer Höhe“ aufsteigen lassen, wie der Komponist das fordert – und dann nahtlos den Schlussapplaus entgegennehmen. Der galt aber natürlich trotzdem dem ganzen Quartett, das Messiaens einstündiges Stück mit feinfühligster Auffassung und in nahtlosem Zusammenspiel bravourös und hinreißend gemeistert hatte. „Schräg“ und „seltsam“ war daran natürlich gar nichts.

Foto: Ein Werk aus den 40er-Jahren, aufgeführt im MAN-Museum und damit im Baustil der 30er – besser konnte es kaum passen (Foto: Frank Heindl).
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Am Schluss sogar noch Wackelpudding https://auxkult.de/2016/11/21/musique-aspik/ https://auxkult.de/2016/11/21/musique-aspik/#respond Mon, 21 Nov 2016 01:30:09 +0000 https://auxkult.de/?p=2098 Continue reading "Am Schluss sogar noch Wackelpudding"]]> „Musique in Aspik“ musizierten im Café Tür an Tür

Volksmusik? Mit mir? Wenn sie gut gemacht ist: dann schon! Der Wackelpudding war, da zu spät angerührt, noch nicht fest geworden, aber die Zeit, bis er dann doch noch serviert werden konnte, überbrückte das „Volksweltmusiklyrikduo“ Musique in Aspik am Samstagabend im „Café Tür an Tür“ mit einem bestens zubereiteten musikalischen Menü.

Vor allem die mannigfaltigen Zutaten dieses Schmankerlabends muss man loben: Denn Petra Küfner und Markus Wangler kann man, was ihr Instumentarium anbelangt, nicht so einfach ein „Duo“ nennen. Küfner setzt neben ihrer Stimme auch Blockflöten verschiedenen Kalibers ein, die Ukulele, diverse Percussionsinstrumente, Xylophon und Vogelpfeife, sie entlockt sogar einem Teekessel und einem Weinglas wunderschöne Töne. Wangler spielt neben Gitarre und Akkordeon auch Mundharmonika, Melodika, Cajón und anderes, und dank seiner klug eingesetzten Loopbox spielen diese Instrumente des öfteren auch weiter, während er sich gerade ein anderes umhängt.

Hänschen klein – in Wahrheit ganz anders

Zu den Zutaten gehörten aber auch feine Neu-Arrangements und Neu-Kompositionen, die aus manchem althergebrachten Langweiler ein neues Hörerlebnis machen. Doppelt interessant beim „Hänschen klein“: Nicht nur die molligen Akkorde reißen das Kinderlied komplett aus dem gewohnten Rahmen. Das Duo hat auch die ältere Textvorlage wieder ausgegraben, die das Lied sozusagen vom Kopf wieder auf die Füße gestellt. Denn ursprünglich waren die Reime ja gerade nicht dazu gemacht, denen ein schlechtes Gewissen zu machen, die von zuhause „in die Welt hinein“ gehen („aber Mama weinet seht, hat ja nun kein Hänschen mehr“). Sondern ganz im Gegenteil wollten die weiteren Strophen gerade zu solch einem Aufbruch zu ermuntern. Und wenn das Kind erwachsen und gereift dereinst zurückkehrt, ist die Freude doppelt groß, weil Mama ihren Sprössling trotzdem gleich erkennt …

Vom 30-jährigen Krieg handelten die anderen Lieder, von Liebe, Tod und Herzeleid natürlich auch, sie kamen aus Russland und Siebenbürgen, aus Schweden und aus dem Elsass. „Die Gedanken sind frei“ wurde ohne Angst vor Pathos voller Verve geschmettert, und manche Liedzeile wurde in ihrer Dringlichkeit geradezu zur „Durchsage“, weil durch ein Megaphon gesungen. Dazwischen gab es allerhand besinnliche bis lustige Lyrik von Walther von der Vogelweide über Joachim Ringelnatz bis Heinz Erhardt. Und schließlich wurde sogar noch ein Song der guten alten Punkbraut Nina Hagen für den Volksliedabend passend gemacht: „Ich will ein Fisch im Wasser sein“ war eine von vier Zugaben, aber man wäre nach zwei Stunden Spielzeit mit der Geduld längst noch nicht am Ende gewesen.

Der Erlös ging an „Tür an Tür“

Für die Zubereitung einer ebenfalls schmackhaften Zutat dieses Abends diente übrigens nochmal der schon als Musikinstrument missbrauchte Teekessel: In ihm wurden die Spenden für das „Tür an Tür“ gesammelt – der Abend war ein reines Benefizkonzert für das ausschließlich von Ehrenamtlichen geführte Café in der Wertachstraße. Das Missgeschick mit dem Wackelpudding sah man dem Personal gerne nach – zumal dieser am Ende dann doch fest geworden war und kostenlos ans Publikum verteilt wurde.

Bild: Markus Wangler und Petra Küfner sind das „Volksweltmusiklyrikduo“ Musique in Aspik (Foto: Frank Heindl).

Musik in Aspik im Netz

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Tief berührend: „Weiße Rose“ in der Brechtbühne https://auxkult.de/2016/11/03/tief-beruehrend-weisse-rose-in-der-brechtbuehne/ https://auxkult.de/2016/11/03/tief-beruehrend-weisse-rose-in-der-brechtbuehne/#respond Thu, 03 Nov 2016 21:57:54 +0000 https://auxkult.de/?p=1963 Continue reading "Tief berührend: „Weiße Rose“ in der Brechtbühne"]]>  Udo Zimmermanns Oper in einer starken Inszenierung
Von Frank Heindl

 Sie waren noch sehr jung, als sie sterben mussten. Sophie und Hans Scholl, sie 21, er 24 Jahre alt, Ikonen des Widerstands gegen Hitler, das „Dritte Reich“, den Krieg der Deutschen gegen den Rest der Welt, mussten für ein paar tausend Flugblätter gegen die Nazis mit dem Leben zahlen – vier Tage nach ihrer Verhaftung und der „Verhandlung“ vor Roland Freislers „Volksgerichtshof“ starben sie unter der Guillotine. Nicht ihr Leben, sondern ihre letzte Stunde vor der Hinrichtung nimmt sich Udo Zimmermanns Oper „Weiße Rose“ als Handlungszeit. Ich habe die Premiere versäumt und das Stück erst jetzt gesehen.

Wie kann man das Enden zweier so radikal kurzer Leben, eine Entwicklung so schnell zum Tod hin, ein beispielgebend kompromissloses Auflehnen gegen die unbezwingbare Macht der Verhältnisse, wie kann man weltanschaulich-religiösen Hintergrund und individuell-menschliches Gefühl in 70 Minuten Musik und wenig Text fassen? Zimmermann gelingt das auf zweierlei Weise: Zum Einen weitet er in seinem Libretto die letzte Lebensstunde in eine Zusammenfassung aus Erinnerungen und letzten Gedanken, aus imaginierten, gewünschten, ersehnten Gesprächen, die nicht mehr stattgefunden haben, zum Anderen bündelt er in der Gegensätzlichkeit der aggressiv-lyrischen Wucht seiner Musik die Brutalität von Macht und Terror, von Trauer, Angst und Sehnsucht seiner beiden Protagonisten. Seollyeon Konwitschnys Inszenierung steuert als Verständnishilfe den Gegenpart zu den beiden einsamen Geschwistern bei: Sie bringt einen stummen Statistenchor auf die Bühne, der nicht nur die anonyme Masse des „Volkes“ darstellt, sondern auch dessen ignorantes Schweigen, dessen Beharren auf Alltag und Normalität, dessen Weigerung, die brutale Realität und die Aktionen der Geschwister auch nur wahrzunehmen – geschweige denn, Konsequenzen zu ziehen.

Für die Aktualisierung sorgt das passive Volk

Mit diesem von der Regisseurin hinzugefügten Gegeneinander gelingt unaufdringlich eine starke, an die Nieren gehende Aktualisierung des Stoffs. Denn dieses gleichgültige, manipulierbare, desinteressierte Volk ist überzeitlich, das gibt es immer noch, und es besteht nicht nur aus denen, die sich nicht schämen, sich brüllend als „das Volk“ darzustellen – es besteht auch aus all denen, die ihre moralischen Grundsätze lieber für sich behalten, als für sie einzustehen.

.... doch das Volk ignoriert nicht nur die Realität, sondern auch die Flugblätter der Scholls (Foto: A.T. Schaefer).
Das Morden rings um Sophie und Hans Scholl hat begonnen (Foto oben mit Samantha Gaul und Giulio Alvise Caselli), doch das Volk ignoriert nicht nur die Realität, sondern auch die Flugblätter der Scholls (Fotos: A.T. Schaefer).

 

Samantha Gaul und Giulio Alvise Caselli spielen und singen das seinem Tod mal verzweifelt, mal tief religiös entgegengehende Geschwisterpaar eindringlich und unaufdringlich – keine vordergründige Botschaft stört das Publikum beim Mit-Erleiden eines grauenhaften Schicksals. Wer, zum Beispiel bei Peter Weiss, gelesen hat, wie die Verurteilten des 17. Juni noch einmal gedemütigt wurden mit der Hinrichtung durch den Strang, der kann – ein wenig, nur ein wenig! – fühlen, welche grässliche Angst in der fürchterlichen Frage der Geschwister gesteckt haben mag, welche Todesart man ihnen bestimmt habe. Zimmermanns Musik gleitet in solchen und anderen Momenten von brutaler – und brutal atonaler – Marschmusik in lyrische Kantinelen hinüber und wieder zurück, macht also immer wieder den Gegensatz deutlich zwischen dem, was war, und dem, was hätte sein können, was sich das todgeweihte Paar noch hätte wünschen, erträumen können vom Leben.

Und die Musik relativiert auch den vom Libretto fast ein wenig aufdringlich aufgezeigten Weg der religiösen Hingabe als „Lösung“ für die Geschwister. Tief berührend, wie Sänger und Sängerin, begleitet von chromatisch nach oben sich steigernder Musik, langsam die Treppen der Brechtbühne nach oben gehen – und wie Samantha Gaul als Sophie, während Hans vom Tod zu singen beginnt, zaghaft und entsetzt den Weg zurück nach unten einschlägt, trotz aller Gläubigkeit „zu Tode erschrocken“ und nicht zum Tode bereit.

„Weiße Rose“ wird noch gespielt am 13. November (19 Uhr, Einführung 30 Minuten eher), sowie am 8. Januar. (15 Uhr) und am 20. Januar (19.30 Uhr).

 

 

 

 

 

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