„Musique in Aspik“ musizierten im Café Tür an Tür

Volksmusik? Mit mir? Wenn sie gut gemacht ist: dann schon! Der Wackelpudding war, da zu spät angerührt, noch nicht fest geworden, aber die Zeit, bis er dann doch noch serviert werden konnte, überbrückte das „Volksweltmusiklyrikduo“ Musique in Aspik am Samstagabend im „Café Tür an Tür“ mit einem bestens zubereiteten musikalischen Menü.

Vor allem die mannigfaltigen Zutaten dieses Schmankerlabends muss man loben: Denn Petra Küfner und Markus Wangler kann man, was ihr Instumentarium anbelangt, nicht so einfach ein „Duo“ nennen. Küfner setzt neben ihrer Stimme auch Blockflöten verschiedenen Kalibers ein, die Ukulele, diverse Percussionsinstrumente, Xylophon und Vogelpfeife, sie entlockt sogar einem Teekessel und einem Weinglas wunderschöne Töne. Wangler spielt neben Gitarre und Akkordeon auch Mundharmonika, Melodika, Cajón und anderes, und dank seiner klug eingesetzten Loopbox spielen diese Instrumente des öfteren auch weiter, während er sich gerade ein anderes umhängt.

Hänschen klein – in Wahrheit ganz anders

Zu den Zutaten gehörten aber auch feine Neu-Arrangements und Neu-Kompositionen, die aus manchem althergebrachten Langweiler ein neues Hörerlebnis machen. Doppelt interessant beim „Hänschen klein“: Nicht nur die molligen Akkorde reißen das Kinderlied komplett aus dem gewohnten Rahmen. Das Duo hat auch die ältere Textvorlage wieder ausgegraben, die das Lied sozusagen vom Kopf wieder auf die Füße gestellt. Denn ursprünglich waren die Reime ja gerade nicht dazu gemacht, denen ein schlechtes Gewissen zu machen, die von zuhause „in die Welt hinein“ gehen („aber Mama weinet seht, hat ja nun kein Hänschen mehr“). Sondern ganz im Gegenteil wollten die weiteren Strophen gerade zu solch einem Aufbruch zu ermuntern. Und wenn das Kind erwachsen und gereift dereinst zurückkehrt, ist die Freude doppelt groß, weil Mama ihren Sprössling trotzdem gleich erkennt …

Vom 30-jährigen Krieg handelten die anderen Lieder, von Liebe, Tod und Herzeleid natürlich auch, sie kamen aus Russland und Siebenbürgen, aus Schweden und aus dem Elsass. „Die Gedanken sind frei“ wurde ohne Angst vor Pathos voller Verve geschmettert, und manche Liedzeile wurde in ihrer Dringlichkeit geradezu zur „Durchsage“, weil durch ein Megaphon gesungen. Dazwischen gab es allerhand besinnliche bis lustige Lyrik von Walther von der Vogelweide über Joachim Ringelnatz bis Heinz Erhardt. Und schließlich wurde sogar noch ein Song der guten alten Punkbraut Nina Hagen für den Volksliedabend passend gemacht: „Ich will ein Fisch im Wasser sein“ war eine von vier Zugaben, aber man wäre nach zwei Stunden Spielzeit mit der Geduld längst noch nicht am Ende gewesen.

Der Erlös ging an „Tür an Tür“

Für die Zubereitung einer ebenfalls schmackhaften Zutat dieses Abends diente übrigens nochmal der schon als Musikinstrument missbrauchte Teekessel: In ihm wurden die Spenden für das „Tür an Tür“ gesammelt – der Abend war ein reines Benefizkonzert für das ausschließlich von Ehrenamtlichen geführte Café in der Wertachstraße. Das Missgeschick mit dem Wackelpudding sah man dem Personal gerne nach – zumal dieser am Ende dann doch fest geworden war und kostenlos ans Publikum verteilt wurde.

Bild: Markus Wangler und Petra Küfner sind das „Volksweltmusiklyrikduo“ Musique in Aspik (Foto: Frank Heindl).

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