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Seit gestern hängen an vielen Kneipentüren Aufkleber mit den Worten „Zapfenstreich – Schluss mit Intoleranz“. Dahinter stecken Stadtjugendring und DGB-Jugend Augsburg. Mit Tür-Aufklebern, Bierdeckeln und Tresenplakaten machen die Jugendorganisationen gemeinsam auf die fehlende Redebereitschaft in der Gesellschaft aufmerksam und wollen so den Diskurs über den Umgang mit Unterschiedlichkeiten fördern. „Der echte Dialog und die ehrliche Auseinandersetzung mit Andersdenkenden fehlt zurzeit massiv. Der Zapfenstreich-Aufkleber sagt aus: Dieses Haus steht für ein friedliches Zusammenleben und Vielfalt. Hier braucht niemand Angst vor Diskriminierung zu haben.“, so SJR-Vorsitzender Franz Schenck.

Der Titel Zapfenstreich bezieht dabei auf den Zapfhahn in den Kneipen, den Ursprungsort von Stammtischparolen, und auf das Augsburger Wahrzeichen, die Zirbelnuss. „Streich“ steht für „einen neuen Anstrich, neue Denkweisen“. Die Citycards, die in den ersten drei Februarwochen in den Kneipen ausliegen, rufen die Gäste mit provokanten Sprüchen dazu auf, sich mit Freunden gleicher Gesinnung zu fotografieren und diese Selfies auf die Facebookseite von Zapfenstreich hochzuladen. Die Kampagnenmacher hoffen auf eine rege Beteiligung: „Immerhin ist Augsburg Friedensstadt und eine historisch herangewachsene Multikultistadt, zu der sich alle Bürgerinnen und Bürger bekennen sollten“, so Schenck.

Slam, Argumentationstrainig, Theater und Aussteiger-Bericht

Begleitet wird die mediale Kampagne von einer Veranstaltungsreihe, die ideelle Inhalte des SJR und der DGB-Jugend durch Unterhaltung und Information vermittelt. Die Veranstaltungen reichen vom Poetryslam über ein Argumentationstraining gegen Stammtischparolen und das Multikulti-Theater „Döner mit Sauerkraut“ bis zum Live-Bericht eines Aussteigers aus der rechten Szene. Gefördert wird die Kampagne durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und von der Tür an Tür – Integrationsprojekte gGmbH.

Die Veranstaltungen:

Mo, 06.02., 20-22 Uhr: Döner mit Sauerkraut (Theater) – Kresslesmühle
Mo, 13.02., 19-21 Uhr: Argumentationstraining gegen Stammtischparolen – Rheingold
Do, 16.02., 20-23 Uhr: Toleranz Poetryslam – Striese
Mo, 20.02., 19-12 Uhr: Ausstieg aus der Neonaziszene – Weisses Lamm

Die Details zu den Veranstaltungen zum Download vom AuxKult-Server.

Foto: Die Zapfenstreich-AG  von Stadtfugendring und DGB-Jugend wirbt für Toleranz (Foto: Andreas Keilholz, SJR Augsburg).

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Jahresprogramme des Bezirks Schwaben https://auxkult.de/2017/02/01/jahresprogramme-des-bezirks-schwaben/ https://auxkult.de/2017/02/01/jahresprogramme-des-bezirks-schwaben/#respond Wed, 01 Feb 2017 10:03:36 +0000 https://auxkult.de/?p=2436 Continue reading "Jahresprogramme des Bezirks Schwaben"]]> Jede Menge Kultur: Ausstellungen, Konzerte, Fortbildungen, Workshops das ganze Jahr über – der Bezirk Schwaben hat kürzlich in einer Pressekonferenz seine Veranstaltungen und Veranstaltungsreiehen für 2017 vorgestellt. Da spare ich mir die Einzelheiten und verweise auf die jetzt online verfügbaren Jahresprogramme: Folgende Flyer sind downloadbar eingestellt:

Alles zu den Ausstellungen in den fünf Bezirksmuseen und was es sonst noch Spannendes in unseren Museen zu entdecken gibt: Ferienprogramme, Kurse, Handwerkertage und Themenführungen, da ist für jeden etwas dabei: Jahresprogramm Museen 2017

Alle Veranstaltungen der Kultureinrichtungen des Bezirks Schwaben: von klassischen Konzerten bis Kindertheater und Volksmusikabenden, Festen und Bällen, bis zum Trachtenmarkt und dem unverwechselbaren Weihnachtsmarkt in Oberschönenfeld in der Broschüre Kulturveranstaltungen 2017.

Aufgaben, Angebote und alle Neuigkeitender Trachtenkulturberatung: Viele Kursangebote mit Themen wie Korbflechten, Posamentenknöpfe, Handarbeiten, Hemden und Seegrasschuhe: Jahresprogramm der Trachtenkulturberatung 2017.

Die Beratungsstelle für Volksmusik kümmert sich in erster Linie um laienmäßiges, aber auch um professionelles Musizieren, Singen und Tanzen mit Schwerpunkt auf der Region Bayerisch-Schwaben. Fortbildungen, Lehrgänge, Veranstaltungen, vom großen Ball bis zum Kindersingen – alles rund um Musik und Tanz im Jahresprogramm der Volksmusikberatung (1. Halbjahr 2017).

Jahresprogramme und Kulturveranstaltungskalender kann man auch kostenlos bestellen unter Telefon 0821/3101-386 und per Mail.

Foto: Die Leiter der Kulturangebote des Bezirks Schwaben, in der Mitte Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert (Foto: Andreas Lode).

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Stars sollen Lücken überstrahlen https://auxkult.de/2017/01/29/damrau-und-ballettgala/ https://auxkult.de/2017/01/29/damrau-und-ballettgala/#respond Sun, 29 Jan 2017 15:03:45 +0000 https://auxkult.de/?p=2431 Continue reading "Stars sollen Lücken überstrahlen"]]> Diana Damrau und Ballettgala: Das Theater reagiert auf die vielen Ausfälle

Mit dem Martinipark wird’s fürs Stadttheater nichts mehr in dieser Spielzeit. Aber die bald heimatlosen Schauspieler, Tänzer, Techniker wollen arbeiten, sich zeigen – man kann ja nicht sang- und klanglos zumachen.  Also wurde umgedacht am Kennedyplatz – das Stadttheater bietet zum Ende der Intendanz von Juliane Votteler zwei Highlight an, die beim Publikum, das lässt sich problemlos voraussagen, großen Zuspruch finden werden.

Eine große zeitgenössische Oper – das hatte sich Juliane Votteler zum Schluss noch gewünscht. Wie vieler ihrer Wünsche hat sich auch dieser in Luft aufgelöst: Hans Thomallas Oper „Kaspar Hauser“, im vergangenen Jahr in Freiburg uraufgeführt, war für den Martinipark geplant und kann nun nur konzertant gezeigt werden. Regisseur Frank Hilbrich wird trotzdem kommen und versuchen, bei der Aufführung im Textilmuseum (Premiere: 23. April) „etwas von der Sinnlichkeit der geplanten Inszenierung zu vermitteln“ – so Votteler. Auch das Lustspiel „Pension Schöller“ ist vom Martini-Fiasko betroffen. Es wird im Juli „irgendwie“ auf die Bühne kommen – „wie sich’s nennt und wie es aussieht, weiß man noch nicht“,  kündigt die Intendantin etwas sarkastisch an.

Zu tun ist bis dahin noch einiges: Die Proben und die Vorbereitungen sind in vollem Gange für Goethes „Faust“ (Premiere am 4. Februar in der Brechtbühne), für Verdis „Otello“ (vom 19. Februar an im Kongress am Park), und für das Ballett „Carmen Bolero“ (ab 7. April im Kongress am Park). Trotzdem will man die vielen Ausfälle am Theater kompensieren, so gut es geht. Daher ist ein zunächst abgesagter Publikumsmagnet nun wieder aktiviert worden: die Ballettgala. Robert Conns Arbeit und die seiner Compagnie genießen in Augsburg höchstes Renommee. Den „Nussknacker“, so Votteler, „könnten wir noch zehn oder zwanzig Mal spielen, wenn wir die Schwabenhalle zur Verfügung hätten.“ Mit Blick auf die Kondition seiner Tänzer schüttelt Conn da beunruhigt den Kopf, er hat ja auch noch „Carmen Bolero“ vor sich. Trotzdem aber steckt er auch schon tief in den Vorbereitungen „seiner“ Gala.

Internationale Großstars auf der Gästeliste

Sie wird ein Abschied sein – Conn hat zehn Jahre in Augsburg verbracht, mit dem Intendantenwechsel zum Saisonende ist seine Zeit vorüber. Er wird sich und seine Leute nun noch einmal feiern – mit großem Aufgebot: Neben der eigenen Compagnie (sie wird natürlich Ausschnitte ihrer aktuellen Produktionen zeigen) sind internationale Großstars eingeladen. Wer am Ende wirklich kommt, ist noch „im Luft“, wie der Amerikaner gewohnt enthusiastisch in seinem fröhlich-lückenhaften Deutsch verkündet.

Noch nicht ganz aus dem Rennen ist das New Yorker American Ballett Theatre – eine der renommiertesten Ballettcompagnien der Welt mit entsprechend dichtem Terminplan. Gut stehen die Chancen für die Teilnahme von Tänzern des National Ballett of Canada. Ebenso rechnet Conn mit der Teilnahme von Tänzern aus Stuttgart – das Ballett aus Baden-Württemberg zählt ebenfalls zu den weltweit führenden Compagnien. Auch ein Teilnahme Nürnberger Tänzer scheint wahrscheinlich. Und eventuell kommen auch Tänzer des Moskauer Bolschoi Theaters. Das Problem bei Einladungen nach Russland: Sie benötigen den zeitraubenden Umweg über die Politik. Bei allem Eifer gibt sich Conn nur vorsichtig optimistisch: Er freue sich ja schon, wenn wenigstens ein paar der Eingeladenen zusagen würden, ein Drei-Stunden-Programm werde man auf jeden Fall zusammenstellen. Conn und seine Compagnie, so viel steht fest, profitieren ungewollt von der Martini-Park-Misere: Eine Ballettgala zusätzlich zum vollen Programm hätte das Theater unmöglich auf die Beine stellen können.

Probleme mit den Abonnenten

Finanziell ist das Ganze eine Belastung, die das Theater aber halbwegs im Griff zu haben scheint: Der Wegfall anderer Veranstaltungen macht Mittel frei – Mieten, Bühnenbauten etc. fallen ja weg – es fehlen aber auch die Einnahmen aus diesen Projekten. Die Theaterfreunde unterstützen die Gala mit einer „erheblichen Finanzspritze“ (Juliane Votteler) und auch mit persönlichem Einsatz: Sie werden im Rahmen von „Fahrpartnerschaften“ die Gasttänzer chauffieren. Doch der Einsatz von Start und Sternen ist auch eine Reaktion auf den schleichenden Image- und Vertrauensverlust, den das Stadttheater zu verzeichnen hat: Mehr als 600 Abonnenten haben bisher gekündigt – viele, wie Votteler erzählt, mit verständnisvollen Abschiedsbriefen, etliche wohl aber auch aus Frust über ungeklärte Spielstätten, neue, weitere und komplizierte Anfahrtswege und wiederholte Spielplanänderungen.

Diana Damrau kommt mit Nicolas Testé

Doch die Ballettgala ist nur einer von zwei „Sternen, die die große Lücke überstrahlen sollen“, so die Intendantin. Das zweite Highlight ist vor allem eines für die Opernfans: Diana Damrau kommt zu einem Benefizkonzert. Zwar erst am 9. Juli, aber die Tickets zu Preisenzwischen 45 und 95 Euro werden schnell weg sein. „Für Damrau sind das humane Preise“, betont Georg Heckel, Leiter des Augsburger Musiktheaters, und schwärmt sozusagen im höchsten Sopran: „Der Topstar unter den Koloratur-Sop­ra­ni­stin­nen“ komme nach Augsburg – und das, obwohl die Damrau auf der ganzen Welt „gefragt und überbucht“ sei. Kleiner Wermutstropfen für die Augsburger Philharmoniker: Die Probenzeit ist kurz, daher bringt die Sängerin einen Dirigenten mit: Nicht Domonkos Héja wird am Pult stehen, sondern Pavel Baleff, derzeit Chefdirigent der Philharmonie Baden-Baden. Heja sei darüber nicht böse, beteuert Heckel: „Er freut sich und ist mit beim Konzert.“ Das Programm des Abends steht auch schon fest: Es wird französisch-italienisch sein, die Damrau singt Verdi, Meyerbeer, Bellini zusammen mit ihrem Mann, dem Bassbariton Nicolas Testé. Der Erlös des Konzerts geht an die „Eva Luise und Horst Köhler Stiftung“ des Ex-Bundespräsidenten, die sich um Erforschung und Behandlung seltener Krankheiten bemüht, Schirmherr der Veranstaltung ist OB Kurt Gribl.

Zwei „Sterne“ also, die den momentanen und unverschuldeten Durchhänger des Stadttheaters ein bisschen überstrahlen sollen. Stars für Juliane Votteler letzte Spielzeit – die sich aber mit einem anderen, „selbstgemachten“ Projekt verabschieden will: „In Gottes Namen“ findet am 23. – 25. Mai statt. Das Drumherum ist noch geheim.

Ballettgala: Samstag, 27. Mai, abends und Sonntag, 28. Mai, nachmittags (wohl um 14.30 Uhr), die exakten Daten werden sobald als möglich bekanntgegeben. Der Vorverkauf läuft derzeit für Abonnenten, ab 25. Februar für alle.
Benefizkonzert Diana Damrau: Vorverkauf ab 18. Februar, 10 Uhr.

Foto (Frank Heindl): Da schien noch die Sonne aufs Augsburger Theater – derzeit braucht man Stars und Sterne, um die finsteren Zeiten aufzuhellen.

 

 

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Orientierungslos im Stimmengewirr https://auxkult.de/2017/01/26/kommentare/ https://auxkult.de/2017/01/26/kommentare/#respond Thu, 26 Jan 2017 13:51:24 +0000 https://auxkult.de/?p=2424 Continue reading "Orientierungslos im Stimmengewirr"]]> Gigantisch: Neue Musik mit den Philharmonikern

Warum, bitte, hat Neue Musik so wenige Hörer? Warum war der wunderschöne Saal des MAN-Museums am Dienstagabend nur zu einem Drittel besetzt? Wovor habt ihr Angst?

Ich fühle mich nicht dazu berufen, Neue Musik zu erklären. Wer das musiktheoretisch und gebildet durchblicken will, mag sich anderswo informieren. Ich bin Musik-Hörer, und, ja, Leute: Neue Musik zu hören ist für mich immer und immer wieder ein gigantisches Erlebnis, obwohl ich nicht durchgängig verstehe, was die auf der Bühne da tun. Muss man das? Nein! Muss man nicht! Zuhören genügt!

Und mit dieser Einstellung hatte ich wieder mal ein wunderbares, fesselndes, mitreißendes und assoziatives Hörerlebnis – diesmal mit den Augsburger Philharmonikern, dirigiert von Thomas Herzog aus Basel, der den drei Stücken kleine Anleitungen vorwegschickte, wie das bei Neuer Musik oft gemacht wird. „Kommentare“ hieß das Programm, weil das Kind einen Namen haben muss – man hätte auch andere Titel wählen können. Jedenfalls  begann es mit Fiktiven Tänzen von Arnulf Herrmann, einer Komposition von 2008 Und schon das wäre ein guter Einstieg für Hörer gewesen, die dem Genre skeptisch gegenüberstehen: Fiktive Tänze sind so was ähnliches wie „alternative facts“: So, wie Trump aus den echten Fakten seine Wunschfakten konstruiert, so komponiert sich, ein bisschen ums Eck gedacht, Herrmann aus echten Tänzen etwas anderes, das zwar überhaupt nicht mehr tanzbar ist, aber sich ganz entfernt noch nach dem anhört, was es zu sein vorgibt. Ein gerader Groove also, Eins-Zwei-Drei-Vier usw., intensiv vorwärts treibend, aber kein Schwerpunkt mehr oder deren viele – so viele, dass nach wenigen Schritten das Gefühl verloren geht, wo da nun Anfang, wo Ende sein könnte.

Nicht anstrengend, sondern lustig und intelligent

Das zu hören ist eben gerade nicht anstrengend, sondern eher lustig und nebenbei auch ziemlich intelligent. Denn Herrmann komponiert, von einem „geraden Tanz“ ausgehend, der schon alles andere als im Tanz-Sinne gerade ist, ein sich steigernden Durcheinander, das über einen langsamen Satz, einen „kurzen Rausch“ und eine sehr unruhige „Auszeit“ schließlich in einen „schwierigen Tanz“ mündet, für den das Wort „schwierig“ ein sehr euphemistischer Begriff ist – dieser „Tanz“ bringt nicht nur die Zuhörer, sondern auch die Philharmoniker ins Grübeln. Und zum Schmunzeln: Schon bei diesem Stück und auch bei den folgenden sieht man auf der MAN-Bühne hohe Konzentration, aber auch oft amüsiertes, schalkhaftes Lächeln und Lachen bis hin zum unverhohlenes Grinsen. Frage also: Wenn schon die Musiker ihren Spaß haben, warum sollten wir im Publikum immer alles bierernst nehmen!

„AZ für Ensemble“ hieß das nächste Stück, hat nichts mit der ortsansässigen Tageszeitung zu tun und stammt von Mark André. Der Komponist hat den Musikern eine etwas andere Klangsprache verordnet – und ein etwas anderes Instrumentarium dazu. Zu Beginn etwa trommelt die Harfenistin mit den Fingern auf dem Rahmen ihres Instruments, die Geiger müssen manchmal ihre Saiten mit der Kante einer Kreditkarte anschlagen, manches andere, hatte der Dirigent schon angekündigt, würde beim Publikum gar nicht recht ankommen, weil es „an der Grenze des Wahrnehmbaren“ angesiedelt sei. Wahrnehmbar war aber doch, zum Beispiel, ein Knacken, Klacken und Knarzen, das an das Anfahren einer sehr alten, sehr rostigen Maschine denken ließ. Ein andermal tickte vernehmbar eine Uhr, und ein sehr perkussives Zwischenstück war geradezu herzerfrischend lebendig-fröhlich. Mittendrin durften die Bläser auch intensiv in und durch ihre Instrumente blasen, ohne dabei Töne zu erzeugen. Und der Schluss glich dann einem großen, entspannten Ausatmen.

Startender Jet, hoher Seegang, ein bisschen Debussy

Dann das letzte Stück, der „Brocken des Abends“, wie Thomas Herzog ankündigte, eine „komplexe Aufstellung“, eine „großstädtische Sinfonie“: Tristan Murails „Légendes urbaines“ von 2006 als deutsche Uraufführung. Was der Komponist ursprünglich beschreibt, sind ganz konkrete Orte in New York. Seine Reise durch die Metropole orientiert sich formal an Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ – wie dort repräsentiert auch bei Murail ein „Promenade“ genanntes Zwischenstück, das immer ähnlich klingt, die Bewegung von einem zum nächsten Ort. Dass man dabei an New York denkt, ist nicht notwendig – ohnehin verliert man sehr schnell die Orientierung, an welcher Stelle der – auf großen Holzplatten vor den Musikern ausgebreiteten –Partitur wir uns gerade befinden. Bei Murail klingt das anfangs wie ein startender Düsenjet, mal hat man das Gefühl, bei hohem Seegang auf einem Schiff zu weilen – und dann hört man aus den Klangfarben ein ganz kleines bisschen Debussy heraus.

Wir sind umzingelt und baden im Sound der Großstadt

Das alles sind natürlich meine ganz privaten Assoziationen – jeder Hörer wird da seine eigenen Zugänge finden, und das ist ja das Schöne auch an völlig „normaler“ Musik. Mit dem Unterschied, das hier, bei der „Neuen Musik“, das Spektrum viel breiter ist: Sehr oft hat man gar keine Ahnung, wie das Orchester diesen oder jenen Klang erzeugt. Und vor allem ist die Komposition nicht an Melodie und Rhythmus im herkömmlichen Sinne gebunden. Man kann aber hören, dass einen die Bässe von vorne beinahe umblasen, während die Ohren gleichzeitig auch noch von hinten und von oben in die Zange genommen werden: Hinten oben sind nämlich ein paar Blechbläser auf der Galerie positioniert – wir sind umzingelt, ergeben uns dem Klang, baden im gigantischen Sound der Großstadt, verlieren die Orientierung im Straßen- und Stimmengewirr und versinken ganz in der „Neuen Musik“. Leute, warum geht ihr da nicht alle hin? Oder wenigstens ein paar mehr von euch!

Ich habe keines der am Mittwoch gespielten Stücke auf YouTube gefunden. Aber von allen drei Komponisten gibt es dort eine größere Auswahl von Stücken zu hören. Das ergibt dann kein Livekonzert der Augsburger Philharmoniker, aber einen Eindruck schon.

Foto: MAN-Museum (Frank Heindl).

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Augsburger Sommernachtstraum nominiert https://auxkult.de/2017/01/25/augsburger-sommernachtstraum-nominiert/ https://auxkult.de/2017/01/25/augsburger-sommernachtstraum-nominiert/#respond Wed, 25 Jan 2017 14:01:20 +0000 https://auxkult.de/?p=2408 Continue reading "Augsburger Sommernachtstraum nominiert"]]> Jetzt Leser-Voting bei Nachtkritik.de

Die Kritiker und Korrespondenten des Internet-Portals „Nachtkritik.de“ haben deutschlandweit 50 Inszenierungen für die Wahl zum (virtuellen) Nachtkritik-Theatertreffen 2017 nominiert. Unter den zehn nominierten bayerischen Produktionen sind nur zwei außerhalb der Landeshauptstadt inszeniert worden: Die Nürnberger Aufführung von Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“ (Regie: Bettina Brunier) – und der Augsburger „Sommernachtstraum.“ Shakespeares Stück hatte hier am 6. Februar 2016 Premiere im Großen Haus (Regie: Christoph Mehler) und lieferte einen „Sommernachtstraum auf der Meta-Ebene“, wie ich damals geschrieben habe.

Vom 25. Januar bis zum 1. Februar 2017 um 20 Uhr haben die Leserinnen und Leser von www.nachtkritik.de nun ihrerseits die Möglichkeit, ihre Stimme für 1 bis 10 Inszenierungen dieser Liste. Die zehn am häufigsten gewählten Produktionen, so die Nachtkritik, „werden gelobt und gepriesen und bilden die Auswahl des virtuellen nachtkritik-Theatertreffens 2017.“ Für die Inszenierung mit den meisten Stimmen winkt auch ein konkreter Preis: „Sofern realisierbar, wird nachtkritik.de gemeinsam mit dem Gewinner-Theater eine Veranstaltung zum Thema der Produktion mit den meisten Stimmen organisieren.“ Hier geht’s zur Abstimmung und zur Liste der bundesweit nominierten Stücke. Das Ergebnis der Leser-Abstimmung wird Nachtkritik.de am 2. Februar veröffentlichen.

Die Liste der nominierten Inszenierung aus Bayern:

50 Grades of Shame von She She Pop
Regie: She She Pop
Münchner Kammerspiele, Premiere am 3. März 2016

Der Fall Meursault nach Kamel Daoud
Regie: Amir Reza Koohestani
Münchner Kammerspiele, Premiere: 29. September 2016

Die Räuber von Friedrich Schiller
Regie: Ulrich Rasche
Residenztheater München, Premiere am 23. September 2016

Die Schutzbefohlenen von Elfriede Jelinek
Regie: Bettina Bruinier
Staatstheater Nürnberg, Premiere am 20. Februar 2016

Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare
Regie: Christoph Mehler
Theater Augsburg, Premiere am 6. Februar 2016

I am afraid of what you do in the name of your god. Eine Stückentwicklung zu Lessings Ringparabel
Regie: Maria-Elena Hackbarth
Junges Theater Regensburg, Premiere 15. April 2016

Point of no Return von Yael Ronen und Ensemble
Regie: Yael Ronen
Münchner Kammerspiele, Premiere am 27. Oktober 2016

Wut von Elfriede Jelinek
Regie: Nicolas Stemann
Münchner Kammerspiele, Premiere am 16. April 2016

Foto: Die Schauspieler der Inszenierung von 2016. Von links Sebastian Baumgart, Gregor Trakis, Klaus Müller, Alexander Darkow, Tjark Bernau, David Dumas, im Hintergrund Anton Koelbl (Foto: Kai Wido Meyer).

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Jetzt für das Festival der Kulturen bewerben! https://auxkult.de/2017/01/17/ausschreibung-kulturen/ https://auxkult.de/2017/01/17/ausschreibung-kulturen/#respond Tue, 17 Jan 2017 10:31:22 +0000 https://auxkult.de/?p=2395 Vom Freitag, 28. Juli bis Samstag, 29. Juli 2017 findet in Augsburg zum 9. Mal das Festival der Kulturen statt. Es wird im Rahmen des Friedensfestes vom Friedensbüro organisiert. Musik, internationale Küche und Infoständen gehören zur Veranstaltungsreihe. Das Friedensbüro sucht dafür lokale Künstler*innen, Vereine und (Migranten-)Organisationen. Hier gibt es den (keine Sorge: ganz kurzen) Bewerbungsbogen Festival der Kulturen auf deutsch und englisch. Die Bewerbungsfrist endet am 28. Februar. Bewerbungen reicht man ein an das
Friedensbüro im Kulturamt der Stadt Augsburg, Bahnhofstraße 18 1/3 a
86150 Augsburg
Fax: +49 (0)821|324 3265
Email: friedensstadt@augsburg.de

(Foto: Friedensbüro Augsburg)

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Räuberkonzert für die ganze Familie https://auxkult.de/2017/01/17/familienkonzert2/ https://auxkult.de/2017/01/17/familienkonzert2/#respond Tue, 17 Jan 2017 07:41:37 +0000 https://auxkult.de/?p=2389 Continue reading "Räuberkonzert für die ganze Familie"]]> Scheherazade heißt die Erzählerin der Märchen „Aus tausendundeiner Nacht“, die der drohenden Hinrichtung durch das Erzählen von Märchen entgeht. Nikolai Rimski-Korsakow hat 1888 aus dieser Rahmenhandlung seine gleichnamige sinfonische Dichtung gemacht, die Augsburger Philharmoniker spielen Auszüge daraus im 2. Familienkonzert am Sonntag, 22. Januar.

„Scheherazade“ gilt als Paradestück fürs Orchester. Zum einen steht das Stück für farbenfrohe Instrumentation und orientalische Einflüsse, zum anderen gilt es als Schaulaufen der Solisten – und eignet sich daher natürlich bestens, um jungem Publikum einen Einblick in die Bestandteile der Orchestermusik und die Klangfaszination des großen Ensembles zu vermitteln. Hinzu kommt die spannende Story, die in Augsburg der Schauspieler Arno Friedrich dazu erzählt: Es geht um eine etwas chaotische Räuberbande, die es in der großen, weiten Wüste nicht ganz leicht hat. Ihr Hauptmann erst recht nicht. vor allem, nachdem er bei einem nächsten Überfall mal wieder nur einen alten Sack erbeutet. Die Bande meutert – und ahnt nicht, dass sich genau im alten Sack einer riesiger Schatz befindet. Allerdings: Hinter diesem Schatz ist auch der grausame Sultan her … Die Augsburger Philharmoniker spielen unter der Leitung von Lancelot Fuhry am kommenden Sonntag, 22. Januar um 11 Uhr im Kongress am Park.

Das Foto zeigt den Dirigenten Lancelot Fuhry (Foto: Theater Augsburg).

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Form, Farbe, Sound: Wie abstrakte Bilder klingen https://auxkult.de/2017/01/16/klangkunst/ https://auxkult.de/2017/01/16/klangkunst/#respond Mon, 16 Jan 2017 21:14:13 +0000 https://auxkult.de/?p=2366 Continue reading "Form, Farbe, Sound: Wie abstrakte Bilder klingen"]]> „Midisage“ in Oberschönenfeld mit dem Klangkünstler Gerald Fiebig

Der Schritt von der gegenständlichen zur abstrakten Malerie, in Europa vor rund hundert Jahren vollzogen, war, in den Worten von Wassily Kandinsky, auch der Schritt zu einer „neuen, internationalen Sprache“, die sich „unendlich entwickeln“ werde. Es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass der russische Künstler (1866-1944) bei diesem Satz bereits an die Verbindung der malerischen mit der musikalischen Sprache gedacht hat – Kandinsky soll Synästhetiker gewesen sein, einer der wenigen Menschen, die Farben als Töne hören, Töne als Farben sehen können.

Gerald Fiebig ist kein Synästhetiker – trotzdem will der Augsburger Klangkünstler abstrakte Gemälde in Töne verwandeln. Vorgestellt hat er ein solches Projekt am Sonntag im Rahmen einer „Midisage“ in der Schwäbischen Galerie im Volkskundemuseum Oberschönenfeld. Die Galerie stellt noch bis zum 12. März ungegenständliche Malerei aus ihrer Sammlung schwäbischer Künstler aus und will verschiedene „Zugänge“ zum Abstrakten vermitteln. Neben Führungen stehen auch Workshops, Kinderkurse und „Kunstbegegnungen“ für Familien auf dem Programm. Und Fiebigs Versuch, Bildern von Herbert Dlouhy, Burga Endhardt, Norbert Kiening und Bertram Schilling mit „Musik zu Bildern“ zu begegnen, wie das Programm ankündigte.

„Gelenkte Improvisation“ nach ausgeklügeltem System

Wobei schon die Definition von Musik so eine Sache ist. Mancher hätte Fiebigs Arbeit wohl eher als Klang, als Sound bezeichnet. Fiebig selbst gibt der Veranstaltung den Titel „Sounding Paintings“ – klingende Bilder. Ob nun zu einem Kunstwerk, das keinen real vorhandenen Gegenstand darstellt, der dem Assoziativen weit entgegen kommende Begriff „Sound“ besser passt als der möglicherweise eher theoretische, also abstraktere Musikbegriff ist zwar eine möglicherweise zu akademische Frage. Andererseits stellt sie sich beim Hören von Fiebigs Klängen erneut – und vor allem bei des ausführlichen Erklärungen seiner Herangehensweise. Denn der Klangkünstler unterwirft seine „gelenkten Improvisationen“ einem ausgetüftelten System komplizierter Coumputer-Software ebenso wie einem von dem Maler Johannes Itten entwickelten Farbkreis, der das Farbspektrum in zwölf Werte unterteilt, denen er jeweils einen der zwölf Halbtöne zuweist. Das klingt so konstruiert wie, beispielsweise, Schönbergs Zwölftontheorie – es kommt also auf die Kreativität der Umsetzung an, um aus dem blutleeren Gedanken ein lebendiges Musikwerk entstehen zu lassen.

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Publikumsgespräch nach der Midisage: Gerhard Fiebig (2.v. rechts) mit Maler Norbert Kiening (Mitte) und dem Komponisten Stefan Schulzki (links). 

Fiebig verweigert sich glücklicherweise der Verlockung, den ausgewählten Bildern nun mit poppigen, blubbernden, wabernden oder irgendwie gefälligen Synthesizer-Sounds zu begegnen. Er arbeitet stattdessen mit reinen, teilweise regelrecht sterilen Klangkonstruktionen, die er aber, unter anderem mit dem so genannten „Kaoss Pad“ improvisierend, mit Klängen konfrontiert, die man eher dem Spektrum „Geräusch“ zuordnen könnte. Das klingt sehr experimentell, ist gewöhnungsbedürftig, hinterlässt aber starke Eindrücke: Ich hätte manche Sequenzen gerne ein zweites Mal gehört und mich dabei direkt vor eines der „bespielten“ Gemälde gestellt.

Vom Klang zum Ohr zum Bild zum Auge

Der Versuch, Bild und Sound in Eins zu bringen, also den Weg des Klanges vom Ohr übers Bild zurück zum Auge zu rekonstruieren, ist selbst dann spannend, wenn die Töne, wie bei Fiebig vielfach geschehen, dem Zufall zu verdanken sind. Jedenfalls zeigt die Performance: Der Sound kann das Sehen bereichern, kann abstrakte Bilder in andere Zusammenhänge rücken, ihnen weitere Dimensionen verleihen. Und die sind, trotz der Anbindung der Töne an formale, fast mathematische Kriterien, an Raster und Matritzen, so individuell wie die Gemälde selbst. Fiebig zeigt, wie sich ein Bild anhören kann – und demonstriert durch seine Aufschlüsselung des Entstehungsprozesses gleichzeitig, dass es sich auch völlig anders anhören könnte.

Ob das im Sinn des Malers ist, konnte man am Sonntag nur Norbert Kiening fragen. Der Diedorfer hatte als einziger der von Fiebig ausgewählten Künstler kommen können und zeigte sich erfreut. Fiebig hatte für sein Projekt nicht mit den Malern zusammengearbeitet. Deshalb war es für Kiening überraschend, die Interpretation seines Bildes „als Partitur“ zu erleben. Er habe auch noch nie seine Werke „von links nach rechts betrachtet und analysiert“, wie Fiebig das für seine der musikalischen Gestaltung vorausgehende Farbanalyse tat. Das Ergebnis, so Kiening, sei gleichwohl „wunderbar.“ Mit Fiebig sind wir also wohl einen Schritt weiter auf dem Weg von Kandinskys unendlich sich entwickelnder neuer, internationaler Sprache.

Foto oben: Der Tonkünstler bei der Arbeit: Gerald Fiebig spielt eine „gelenkte Improvisation“ vor einem Gemälde von Bertram Schilling (beide Fotos: Frank Heindl).
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André Bücker bleibt Antworten schuldig https://auxkult.de/2017/01/14/buecker-widerstand/ https://auxkult.de/2017/01/14/buecker-widerstand/#respond Sat, 14 Jan 2017 09:17:56 +0000 https://auxkult.de/?p=2349 Continue reading "André Bücker bleibt Antworten schuldig"]]> Sein Vortrag zum Thema „Widerstand“ verlief im Ungefähren

André Bücker, von der nächsten Spielzeit an Augsburgs neuer Intendant, hat einiges erlebt, einiges bewegt, Er hat, tatsächlich, „Widerstand“ geleistet. Sein Vortrag in der Volkshochschule zu diesem Thema blieb dann allerdings eher anekdotisch. Die Beantwortung der Frage, was das Thema Widerstand mit seiner künftigen Theaterarbeit in Augsburg zu tun haben könnte, blieb er fast zur Gänze schuldig.

Wir schreiben das Jahr 2013, André Bücker ist im fünften Jahr Intendant am anhaltischen Theater in Dessau. Die vormals „blühende“ Industriestadt mit 130.000 Einwohnern ist auf zwei Drittel ihrer einstigen Größe geschrumpft. Die Bewohner ziehen weg, ganze Stadtviertel werden eingeebnet. Aber da gibt es noch das Theater, 1.000 Plätze groß, größer als das Augsburger Stadttheater, ein, so Bücker „Monolith“ in der Stadt, ein „Identifikationsobjekt“ für die Bürger. Die wehren sich, als die Landesregierung die Subventionen um drei Millionen Euro pro Jahr kürzen möchte.

Trillerpfeifen und eine Axt

Zu Demos kommen nicht nur die 350 betroffenen Mitarbeiter des Theaters,  Kulturfreaks, sondern auch die Ärzte des Klinikums mit den Krankenschwestern, Sparkassenmitarbeiter, Schulklassen. Andere Verhältnisse also als in Augsburg, wo sich Teile der Bürgerschaft versammelt haben, um die Theatersanierung zu verhindern. Gemeinsam rammt man in Dessau Pflöcke in die Straße und „verankert“ das Theater noch haltbarer in der Stadt. Man zieht um den Magdeburger Landtag und bläst in biblischer Manier die Posaunen. Man reist nach Berlin und bringt vor dem Willy-Brandt-Haus den Sozialdemokraten mit Arbeiterliedern ihre kulturelle Tradition in Erinnerung. Die Trillerpeife hat man, in gewerkschaftlicher Tradition, immer dabei. Der Dessauer OB in Person erscheint auf einer Kundgebung, mit einer Axt über der Schulter, eine Stadtrats-Sitzung im Theater hat mehr als 500 Besucher. Und auf dem Programm steht „Polly“, der Bettleroper zweiter Teil, mit deutlichen Anspielungen auf die Wirklichkeit, sarkastisch und „nicht sehr subtil“, wie Bücker sagt.

Ja, das ist Widerstand. Aber was hat er bewirkt? Da fallen die Antworten Bückers deutlich kürzer aus: Hm, tja, es sei „einigermaßen gut ausgegangen für das Theater“, behauptet er. Hat die Landesregierung nachgegeben? Nein, das nun nicht. Genau genommen hat sie eigentlich ihr Programm wie geplant durchgezogen: drei Millionen weniger pro Jahr. Dafür hat sich am Theater einiges verändert: „die Sparten sind zusammengerückt“ und blieben erhalten, es herrschte eine „phantastische Stimmung, eine phantastische Solidarität“, es gab keine betriebsbedingten Kündigungen. Allerdings: Es wurde Personal abgebaut und es wird weiterhin Personal abgebaut in Dessau. Und um die Arbeit einigermaßen zu sichern, haben Bücker und Friedrich Meyer (den er als kaufmännischen Leiter nach Augsburg mitgebracht hat), mit den damals 350 Mitarbeitern Einzelverträge ausgehandelt: nur noch 90 Prozent Arbeit für nur noch 90 Prozent Lohn. Ein durchaus zwiespältiger „Erfolg“ also.

Theater und Bürger gegen Neonazis

Bevor sich das zu sarkastisch anhört: Bücker hat auch auf anderer Ebene, vielleicht mit mehr Erfolg, Widerstand geleistet, Zivilcourage gezeigt. Nach einer Premierenfeier wird 2007 in Halberstadt eine Gruppe von Schauspielern von Neonazis angegriffen. Bücker erhält spät nachts einen Anruf, eilt ins Krankenhaus, findet dort sieben Mitarbeiter „schlimm zugerichtet und verprügelt“ vor. Der Intendant ist „schockiert und entsetzt“ – nicht nur von der Tat selbst, sondern von der Gleichgültigkeit einer rat- und tatenlosen Bürokratie. Es ist Bücker, der dafür sorgt, dass der Staatsschutz eingeschaltet wird – die örtliche Polizei hatte nicht einmal die Kripo hinzugezogen. „Das empfand ich damals als meine Aufgabe“, resümiert er zurückblickend. In der Folgezeit gibt er Interviews, arbeitet mit Opferorganisationen zusammen, sorgt dafür, „dass die Geschichte wahrgenommen wird.“ Sein Theater organisiert noch im selben Jahr die Aktion „Auf die Plätze!“, in der es um die „Rückeroberung des öffentlichen Raums“ geht. Dort, wo der Halberstädter „nachts nicht hingeht“, in den Vierteln und Gassen, die den Neonazis „gehören“, gibt es Aktionen, Musik und Theater, die Stadt soll wieder den Demokraten gehören.

Auch im Zusammenhang mit dem Tod von Oury Jalloh hat Bücker deutlich Flagge gezeigt: Der Mann aus Sierra Leone verbrannte 2005 in einer Dessauer Gefängniszelle unter nach wie vor nicht geklärten Umständen. Bücker hat ein Rechercheprojekt initiiert, das, seinen Worten zufolge, anfangs von allen Beteiligten, Tätern wie Opfern, Polizei wie Migranten-Community, abgelehnt wurde. Es sei „einer der schönste Augenblicke in meinem Theaterleben“ gewesen, erzählt er in der VHS, als sich nach der Premiere sowohl der Dessauer Polizeichef als auch die „black community“ bei ihm bedankt hätten.

Flagge zeigen – auch in Augsburg?

Ein Intendant also, der Flagge zeigen, „seinen Mann stehen“ kann. Das ist die durchaus glaubwürdige Botschaft seines Vortrags in der VHS. Sehr vage blieb er allerdings, als es darum ging, was solche Erfahrungen für die kommende Theaterarbeit in Augsburg bedeuten können. Widerstand, Eingriff, unbequeme Stellungnahme nur, wenn es sich um tagesaktuelle „Missstände“ oder ums eigene Wohlergehen dreht? So war es sicher nicht gemeint. Bücker aber liefert nichts Konzeptionelles, betont, er könne Einblicke in seinen Spielplan erst geben, wenn er im März den Stadtrat informiert habe (warum eigentlich?) und bleibt ansonsten im nahezu phrasenhaft Ungefähren: Theater brauche „Haltung“, es werde „performative Formate“ geben, aber auch „die großen Klassiker“, die bekannten Repertoireopern, aber auch Werke zeitgenössischer Komponisten, er strebe „Vielfalt ohne Beliebigkeit“ an, jede Produktion müsse „gleich ernst genommen werden.“ Das hat mit Widerstand wenig zu tun, klingt eher nach „schau mer mal. “

Das Publikum gbt sich zufrieden

Interessiert hätte doch, wogegen sein Theater sein könnte und „Widerstand“ zu leisten hätte, wenn es nicht selbst bedroht ist (was sowohl für die Kürzungen in Dessau wie für die Nazis in Halberstadt gilt). Wenn es also nicht um die eigene künstlerische Arbeit, sondern um die Situation der Gesellschaft und deren künstlerische Reflexion geht. Wo Kultur, Kunst, Theater aus der Sicht des neuen Intendanten zukünftig in Augsburg Flagge zeigen, Standpunkte klären könnten, sollten. Und was ein solcher Widerstand für die ästhetisch-programmatische Ausrichtung André Bückers und des Augsburger Theaters bedeuten könnte.

Einmal mehr musste man auch wieder feststellen, dass sich selbst bei einer gut besuchten Veranstaltung wie dieser im Filmsaal des Zeughauses kein Publikum einfindet, das solche Fragen offensiv stellen würde. Muss den die Theater-Affinität der Besucher solcher Veranstaltungen immer auch bedeuten, dass keine Kritik, ja nicht einmal Auseinandersetzung stattfindet? Stattdessen durchwegs apologetische Kommentare, ein paar Nachfragen zu den zukünftigen Spielorten, langeweilige Zufriedenheit. Hauptsache Theater in schönen Locations? – das kann’s doch nicht sein!

Das Foto zeigt André Bücker bei der „Bürgertalk“-Veranstaltung in der Brechtbühne (Foto: Frank Heindl).

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Künftiger Intendant spricht über „Widerstand“ https://auxkult.de/2017/01/11/kuenftiger-intendant-spricht-ueber-widerstand/ https://auxkult.de/2017/01/11/kuenftiger-intendant-spricht-ueber-widerstand/#respond Wed, 11 Jan 2017 07:48:05 +0000 https://auxkult.de/?p=2337 Continue reading "Künftiger Intendant spricht über „Widerstand“"]]> Wie wird das Programm des Augsburger Theaters in Zukunft aussehen? Welche Konsequenzen wird der neue Intendant André Bücker aus der Tatsache ziehen, dass immer wieder und auch in Augsburg ein zeitgemäßes Theater gefordert wird, das sich deutlich mit den aktuellen Problemen der Gesellschaft auseinandersetzen soll?

„Theater als Gegenöffentlichkeit“ – geht das überhaupt? Und wie wäre dann der Spagat zu schaffen zwischen den Ansprüchen der berüchtigten Abonnenten (die oftmals als borniertes Synonym gelten für konservatives Theaterpublikum, dass sich mit dem Althergebrachten identifiziert und zufrieden gibt und alles andere ablehnt) und der „kritischen“ Sehnsucht nach „gesellschaftlichen Diskursen“? Theater soll unterhalten und geistige Herausforderung sein, Raum für gesellschaftliche Diskurse bieten, Reizpunkte setzen, Utopien entwerfen. Wie können die Stadttheater diesen Ansprüchen gerecht werden?

Wie politisch darf ein Theater sein, wie widerständig? Darf es in gesellschaftlichen Debatten einen expliziten eigenen Standpunkt vertreten? Ist „unabhängiges“ Theater möglich, wo Theater doch gänzlich von den Subventionen öffentlicher Institutionen abhängig ist? Und was hätte eine Stadtgesellschaft davon? Diese Fragen versucht André Bücker, demnächst neuer Intendant des Theater Augsburg, wenn nicht zu beantworten, so doch zu diskutieren. Zuhilfe kommen ihm dabei Erfahrungen, die er in den letzten Jahre in Sachsen-Anhalt gemacht hat – dort war er bis 2013 Intendant des Theaters Dessau. Sein Vortrag findet statt am Donnerstag, 12. Januar von 17 bis 18:30 Uhr im Zeughaus (Zeughausplatz 4), Filmsaal Raum 300 (3. Stock).

Foto: André Bücker ist von der Spielzeit 2017/18 an neuer Intendant des Theaters Augsburg (Foto: Frank Heindl).

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