Brechtbühne: „Oscar“ lässt die Trikolore im Spießertum untergehen

Der Rahmen der Bühne wirbt in den Trikolore-Farben für Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit – und solche Werbung scheint ja derzeit weltweit durchaus am Platze. Aber hier ist sie’s nicht und muss deshalb bald weichen: Denn das pathetische Rot-Weiß-Blau rahmt auf den Brettern der Brechtbühne ein Bild, in dem Claude Magniers „Oscar“ die Tugend zur Farce macht, das Leben zur Klamotte, in dem von den hehren Idealen nur der Trümmerhaufen bürgerlich-kleinfamiliärer Schadensbegrenzung bleibt.  

Den Plot dieser völlig abstrusen, unwahrscheinlichen und unglaubwürdigen Komödie kann man nicht, darf man nicht und muss man nicht erklären – in dem gewaltigen Screwball-Durcheinander verliert spätestens im zweiten Akt nicht nur das Bühnenpersonal, sondern auch das Publikum den Überblick. Wer nun noch weiß, in welchem der Koffer Millionen Francs, in welchem wertvoller Schmuck und in welchem Dessous versteckt sind, der kann sich erfolgreich als Hütchenspieler selbständig machen. (mehr …)